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Auch in diesem Jahr steht die YarnPride unter einem ganz besonderen Motto. In den vergangenen Monaten mussten wir schmerzvoll miterleben, wie weltweit die Rechte von trans* Menschen  massiv eingeschränkt wurden. Es geht um die Teilnahme an Sportveranstaltungen, den Dienst beim Militär, den Zugang zu essentieller medizinischer Versorgung und Aufklärung, und selbst um banale Dinge wie die Wahl der „richtigen“ Toilette. Aber auch andere Personen im queeren Spektrum sind wieder vermehrt Hass, Anfeindung und Gewalt ausgesetzt.

Wir möchten ganz einfach festhalten: Diversität ist eine Tatsache und kann nicht  weggeredet werden.

Niemand sucht sich seine sexuellen Vorlieben oder seine Geschlechtsidentität aus. Man kann sie auch nicht einfach ändern oder heilen – nicht dass sie im medizinischen Sinne überhaupt Krankheiten wären.


Wir, als Gesellschaft, können aber sehr wohl allen unseren Mitmenschen Toleranz und Akzeptanz entgegenbringen. Wir können sie, im Rahmen unserer individuellen Kräfte, unterstützen und auf eine Integration in bestehende Strukturen hinarbeiten.

Besonders kritisch sehen wir in diesem Zusammenhang die bewussten Versuche der geschlechtlichen Ab- und Ausgrenzung. Der Versuch, eine „biologische“ Frau/Mann ausschließlich an wenigen oder überhaupt einzelnen Merkmalen zu definieren, kann nur scheitern.

Wie viele Frauen mit Krebsleiden verlieren ihre Brüste oder Uterus? Sind sie deswegen weniger Frau? Sind sie weniger Frau, nur weil sie nicht (mehr) menstruieren?

Männerbrüste (Gynäkomastie) und Prostatakrebs sind wiederum unter Männern ein weitverbreitets Leiden. Über ungewollten Haarwuchs oder Haarausfall wollen wir gar nicht erst sprechen. Für viele Betroffenen sind (schönheits-)medizinische Eingriffe ein Weg, zu ihrer Geschlechtsidentität und/oder Sexualität (zurück) zu finden. Bei trans* Menschen unterscheidet sich manchmal der Umfang, aber der Anlass und die Umsetzung sind identisch.

„Gender-affirming care“ (zu Deutsch „Geschlechtsangleichende Maßnahmen“) betrifft uns alle, noch weit vor (schönheits-)medizinischen Eingriffen. Um nur ein paar wenige, alltägliche Beispiele zu nennen: Für viele Menschen ist es die Normalität, sich zu schminken oder vielleicht sich den Bart zu färben, damit er sichtbarer wird. Aber allein schon die Kleidung zu tragen, die dem inneren, empfundenen Geschlecht entspricht und in der man sich wohlfühlt,  das alles hat ein Ziel – Unser Inneres auch außen widerspiegeln zu dürfen.

Wer den Zugang zu einer Sauna oder sogar einer Toilette daran festmachen möchte, welche genauen genetischen, hormonellen, oder physischen Eigenschaften ein Mensch haben soll, weckt damit nur Erinnerung an die dunkelsten Kapitel unserer europäischen Geschichte. Statt über neue Versionen von Judensternen und gesonderte „Toiletten für Farbige“ nachzudenken, sollten wir unsere Energie auf die Inklusion fokussieren.

Jeder häkelnde oder strickende Mensch, der schon einmal in einem Handarbeitsladen oder auf einem Wollfest war weiß, wie wichtig Diversität ist.

Die immergleiche Wolle und die immergleichen Anleitungen sind auf Dauer langweilig. Hier, wie auch in jedem anderen Bereich des Lebens, bedarf es deiner  aktiven und langfristigen Inklusion, um von dieser Vielfalt profitieren zu können. Think about it!

… und dann gibt es heuer ja auch noch ein „Faser-Tierchen“, quasi das traditionelle Maskottchen zur YarnPride!

  • Name: Poly Esther
  • Art: Polytierchen
  • Ordnung: Fasertierchen
  • Herkunft: Polynesien – oder doch aus Polyvien?
  • Lebensraum: Bevorzugt Wühltische und dunkle vergessene Ecken im Stash
  • Hobbies: quietschen, anderen Leute einen elektrischen Schlag geben
  • Besondere Fähigkeiten: Hält auch den Kochwaschgang mit anschließendem Schleudern unversehrt aus
  • Eigenschaften: polymorph,, polyamourös, polygeschlechtlich, polyglott

Wir als queerMaschen stehen bekannterweise für intensive Inklusivität. Und wir finden, dass sich diese gelebte Toleranz und Akzeptanz durchaus auch auf unsere gemeinsames Faserhobbies bezieht. Freilich, Kaschmir ist weich und besonders schön zu verarbeiten. Aber in unserer Community gibt es auch viele Menschen, die sich teure Designer*innen-Wolle nicht leisten können. Andere verzichten aus ethischen Gründen auf tierische Produkte, wieder andere haben eine Allergie, und andere sind darauf angewiesen, dass ihr Werk problemlos und bei höheren Temperaturen in der Maschine gewaschen werden kann.

Mit dem fiktiven Polytierchen möchten wir heuer darauf aufmerksam machen, dass auch jede Faserart ihre Daseinsberechtigung hat. Es liegt ganz allein an DIR, die individuelle Garnwahl anderer Menschen zu akzeptieren und nicht ungefragt zu kritisieren oder abzuwerten. Und vielleicht schaust du beim nächsten Projekt auch mal selbst über den Tellerrand. In den vergangenen 20 Jahren hat sich viel getan und es gibt mittlerweile auch viele spannende künstliche Fasern, die das richtige Projekt zum echten Highlight werden lassen können 😉